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Do you also have fear? Would you like to confess fearing? Write to us about your fears! holy@church-of-fear.net

   
 

Angstbekenntnis

Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass ich die Anforderungen, die die Gesellschaft an mich stellt nicht erfüllen kann. Ich habe Angst davor beruflich und menschlich zu versagen. Ich habe Angst davor alles, was mir wichtig ist, zu verlieren. Und ich habe Angst davor mich mit einem Bekenntnis meiner Angst lächerlich zu machen.
Und trotz all meiner Angst bin ich bereit sie zu befreien und sie zu predigen. Deshalb möchte ich ein Mitglied in der CHURCH OF FEAR werden.
Alex Nowak
Wien, Österreich

 

Ich bekenne mich zu meiner Angst

Ich bekenne mich zu meiner Angst. Zur Angst vor Menschenansammlungen, auch
im alltäglichen Leben wie in Straßenbahnen, Supermärkten oder beim Friseur.
Ich war seit 3 Jahren nicht mehr dort.
Es gibt noch mehr Ängste als die persönlich nagenden, doch das würde eine
ausführlichere Abhandlung über globale Ängste erfordern.
Wie kann ich nun Mitglied der Church of Fear und potentieller Märtyrer werden ?
Grüße, SK

 

Ich habe Angst....und das ist auch gut so!!!!!

Thomas D. aus der Nähe von Köln
1. Ich habe Angst vor Uniformen, denn »Uniformen für jedermann« sollen Angst nehmen, damit sich niemand mehr vor Unbekanntem fürchten soll. Damit entzieht man dem Unbekannten jeglichen Respekt und Respektlosigkeit führt zu Gewalt.
2. Ich habe Angst vor Meinungsmachern und ihren Jüngern, denn wer seine Meinung machen lässt, entlässt sein Gehirn und seine Seele in die Arbeitslosigkeit. Derjenige aber, der Meinungen macht, vermittelt seinen Opfern vermeintliche Sicherheit....und Sicherheit kann niemals eine Grundlage für Angst sein.
3. Ich habe Angst vor denen, die sich keine Gedanken machen. Nur wer denkt, kann auch Angst haben.
4. Angst darf nicht zur Selbstzerstörung führen, aber Selbstzerstörung macht mir Angst. Selbstzerstörung zeugt von Respektlosigkeit sich selbst gegenüber und wie in Punkt 1 angemerkt, führt Respektlosigkeit zu Gewalt....in diesem Fall zu Gewalt gegen sich selbst.
5. Ich habe Angst vor denen, die keine Angst haben.
6. Ich habe Angst davor, dass Begriffe wie »gestern«, »heute« und »morgen« nur eine leere Hülle darstellen und wir tatsächlich seit Urzeiten in einem zeitlosen Schwebezustand vor uns hin vegetieren, der weder Fort- noch Rückschritt kennt.
Kurz und bündig: ICH WILL MITGLIED WERDEN!!!!!

 

Angst als das kraft des Glaubens Erlösende

»Man hat in Grimms Märchen die Geschichte von einem jungen Burschen, der auf Abenteuer auszog, um das Gruseln zu lernen. Wir wollen jenen Abenteuerlichen seines Weges ziehen lassen, ohne uns darum zu kümmern, wieweit er bei seiner Fahrt auf das Entsetzliche gestoßen ist. Dahingegen möchte ich sagen, daß dies ein Abenteuer ist, welcher jeder Mensch zu bestehen hat: das Gruseln, das Sichängstigen zu lernen, damit er nicht verloren sei, entweder dadurch, daß ihm niemals angst gewesen, oder dadurch, daß er in Angst versinkt; wer daher gelernt hat, sich zu ängstigen nach Gebühr, er hat das Höchste gelernt. Wär der Mensch ein Tier oder ein Engel, so würde er sich nicht ängstigen können.
...
Die Angst ist die Möglichkeit der Freiheit, nur diese Angst ist schlechthin bildend kraft des Glaubens, indem sie alle Endlichkeiten verzehrt, alle Täuschungen an ihnen entdeckt. Und kein Großinquisitor hat so furchtbare Foltern in Bereitschaft wie die Angst, und kein Spion weiß so geschickt den Verdächtigen anzufallen, gerade in dem
Augenblick, da er am schwächsten ist, oder weiß so die Schlinge zu legen, darin er gefangen werden soll, so verstrickend, wie die Angst es weiß; und kein scharfsinniger Richter versteht es so, den Angeklagten zu examinieren, ja zu examinieren wie die Angst, die ihn niemals losläßt, nicht in der Zerstreuung, nicht im Gelärm, nicht bei der Arbeit, nicht am Tage, nicht in der Nacht. Wer durch die Angst gebildet wird, er wird durch die Möglichkeit gebildet, und erst wer durch die Möglichkeit gebildet wird, wird gebildet nach seiner Unendlichkeit.
...
Die Angst wird ihm ein dienender Geist, der wider Willen ihn führt, wohin er, der Geängstigte, will«

(Sören Kierkegaard, Der Begriff Angst, in: Gesammelte Werke 11./12.
Abteilung, hg. von E. Hirsch, S.161f.+165)

Gesendet von unserem Bruder Dirk E. Vielen Dank!